Friedrich der Große und Benda
Benda müsste von Friedrich II. von Preußen ziemlich viel vertraut worden sein. Georg Thouret beschreibt, dass Benda „von allen Musikern des Friedericianischen Hofes als Mensch dem Herzen des Königs am nächsten“ gestanden habe (in: Friedrich der Grosse als Musikfreund und Musiker, Leipzig 1898, S. 125). Dies kann von einigen Anekdoten auch belegt werden.
Szene einer abendlichen Kammermusik. Zuvorderst steht Franz Benda mit seiner Geige.
Episode 1: Bei einer abendlichen Kammermusik
Vor dem siebenjährigen Kriege blies der König noch öfter im Kammerkoncerte eines seiner Soli. Als der König einst ein neues Solo zum ersten mahl spielte, waren in einem Satze, der in der Transposition einigemal vorkam, etwas merkliche durchgehende Quinten. Quanz, dessen musikalische Orthodorie nicht sehr tolerant war, schnaubte sich die Nase und räusperte sich einigemal; und Bach, etwas feiner, aber auch in solchen Sachen nicht sehr nachgebend, ließ bey dem Accompagnement auf dem Pianoforte die Quinten sehr deutlich hören. Die andern schlugen die Augen nieder. Der König sagte nichts, untersuchte sein Solo, und fand bald die Stellen. Er zeigte sie nach einigen Tagen, nicht an Quanz, sondern an Franz Benda, unter vier Augen, und fragte ihn, ob der Satz wirklich fehlerhaft sey. Dieser bejahete es. Der König änderte darauf die Stellen mit Beyhülfe von Benda, und setzte hinzu: „Wir müssen doch Quanzen keinen Katarrh zuziehen.“ Dieß erzählte mir der seel. Koncertmeister Benda selbst.
Friedrich Nicolai, Anekdoten von König Friedrich II. von Preussen, und von einigen Personen, die um Ihn waren, drittes Heft, Berlin 1789, S. 257-258.
Episode 2: Der Tod Kapellmeisters
Als nämlich Franz Benda dem Könige, der damals in Dresden Winterquartiere hielt, die Nachricht von dem traurigen Tode Grauns brachte, weinte der König und sagte: „Einen solchen Sänger werden wir nicht wieder hören.“
Johann Adam Hiller, „Graun (Carl Heinrich): Königl. Preußischer Kapellmeister“, in: Ders, Lebensbeschreibungen berühmter Musikgelehrten und Tonkünstler neurer Zeit, Leipzig 1784, Faks.-Nachdr. Leipzig 1979, S. 76-98, hier S. 95.
Carl Heinrich Graun (1703/04-1759)
Kapellmeister an der preußischen Hofkapelle von 1740 bis 1759
Episode 3: Bei einer Aufführung
der letzten Komposition von Quantz
Dieses Adagio [= der zweite Satz vom Konzert QV 5: 38], das letzte Werk dieses Komponisten, hatte eine simple und sehr rührende Melodie. Der König sagte, nachdem Er dieses Koncert mit seiner Kammermusik gespielet hatte, zum sel. Koncertmeister Franz Benda: „Man sieht, Quanz ist mit sehr guten Gedanken aus der Welt gegangen.“
Friedrich Nicolai, Anekdoten von König Friedrich II. von Preussen, und von einigen Personen, die um Ihn waren, drittes Heft, Berlin 1789, S. 251.
♪Hörbeispiel:Apple Music
Johann Joachim Quantz (1697-1773)
Flötenlehrer Friedrichs.
Seit der Thronübernahme hat Friedrich nur die Kompositionen von Quantz geblasen.
Episode 4: Klage Friedrichs
Er verlor im Sommer auch einen seiner vordern Zähne, und die Gichtgeschwulst in den Händen ward merklich stärker. Sobald er im Winterquartier war, wollte er indeß wieder zu blasen versuchen, fand aber das es nicht ging; und als er das Frühjahr drauf wieder nach Potsdam kam, ließ er all seine Flöten und Musikalien einpacken, und sagte einst mit gerührtem Tone zu dem alten Concertmeister Franz Benda; „Mein lieber Benda, ich habe meinen besten Freund verloren.“
Johann Friedrich Reichardt, „Musikalische Anekdoten von Friedrich dem Grossen,“ in: Ders, Musikalisches Kunstmagazin, zweiter Band, Berlin 1791, S. 40.